@charak
terziffer

Die perfekte Kürze im Mikroblog

Auf Mastodon hatte ich gestern eine Mini-Diskussion über die Längenbegrenzung der Posts dort. Sie liegt standardmäßig bei 500 Zeichen, kann auf einigen Instanzen[1] aber deutlich weiter gefasst sein. Das Diskussion verlief so (gekürzte Übersetzung aus dem Englischen):

@clauseggers: Meta: Warum sollten wir keine andere willkürliche Zeichenbegrenzung für Posts haben – eine größere, sagen wir 2000 Zeichen. Jetzt wo die Insassen die Irrenanstalt leiten, warum nicht?
[…] Sich kurz fassen zu müssen ist unangenehm und erzeugt einen harschen, feindseligen Diskurs.

@charakterziffer: Ein Zeichenlimit verhindert überbordende Diskussionen und ermutigt, auf den Punkt zu kommen. Ich glaube nicht, dass Mastodon das richtige Medium für längere Essays ist, die schon bald unten in der Timeline verschwinden.

@clauseggers: Ich verstehe nicht, warum ein Post nicht lang und vergänglich zugleich sein kann.

@charakterziffer: Meine Meinung: Wenn lang und belangloses Geplauder → unwichtig und dominierend (im besten Fall witzig). Wenn lang und aufschlussreich → informativ und vermutlich wert, aufbewahrt und verlinkbar zu werden […]
Welche langen Posts möchtest du gerne schreiben/lesen (also darin Zeit investieren), bist aber froh darüber, wenn sie nach weniger als einem Tag wieder verschwinden?

Auf meine letzte Frage habe ich leider noch keine Antwort erhalten.

Auf alle Fälle finde ich weitschweifige und ellenlange Texte nicht geeignet für eher schnelllebige Mikroblogs wie Twitter oder Mastodon. Ich bin jedoch ein wenig voreingenommen, weil ich eine kurze und prägnante Ausdrucksweise sehr schätze. Einer meiner ersten Artikel in diesem Blog beschäftige sich mit dem Reiz der Kürze.

Bezüglich des rauen Tonfalls möchte ich Claus Eggers Sørensen zustimmen. Dazu führten die 140 Zeichen pro Tweet damals tatsächlich oft und tun es mit 280 Zeichen noch heute. 500 Zeichen für einen Post bei Mastodon finde ich aber ausreichend, um in Ruhe ein Argument zu formulieren. Für längere Abhandlungen kann man ja einen Blogartikel schreiben ;-)

Ein verwandtes Thema zur Textlänge ist der Pyramidenstil. Er gilt besonders bei Nachrichten als gute Sitte, die ja ebenfalls oft kurz und knapp sein müssen. Beim Pyramidenstil sollen die Kerninformation zuerst kommen, danach Einordnung und Details und erst am Ende ergänzende Hintergründe. So lassen sich Nachrichten je nach Zeit-/Platzangebot von hinten her kürzen.


[1] Instanz: Mastodon ist ein verteiltes Kommunikations-Netzwerk, bei dem jeder einen eigenen Server mit der Software und Nutzerkonten einrichten kann. Diese Server nennt man Instanzen. Sie können eigene Regeln festlegen und vernetzen sich mit anderen. [↑]

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Rubrik(en):  #kritik  #methodik 

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