@charak
terziffer

Gut auch ohne Namen

Vor gut acht Monaten habe ich einen Eintrag zum Thema ›Trolle‹ geschrieben. Dabei habe ich ein wirksames Mittel gegen unliebsame Kommentare oder Äußerungen im Netz völlig ignoriert: die Klarnamenpflicht. Wenn jeder unter seinem eigenen Namen im Netz agieren müsste, dann würden sich Trolle doch zurückhalten, oder?

Meiner Einschätzung nach eher nicht. Zwar wäre es dann wohl schwerer aber sicher nicht unmöglich, Fake-Accounts einzurichten. Allerdings trollen Menschen sogar, wenn sie leicht zu identifizieren sind (z. B. auf Facebook).

Im Ausgleich zu diesem recht unwirksamen Troll-Schutz verliert man jedoch etwas sehr wichtiges: Sich äußern zu können, ohne folgenreiche Angriffe auf die eigene Person fürchten zu müssen. Zu allgemein akzeptierten Themen ist es ungefährlich, Stellung zu beziehen. Geht es aber um Themen, die nicht den moralischen Vorstellungen der Allgemeinheit entsprechen oder die sogar ungesetzlich sind, ist das eine andere Sache.

Warum man zulassen sollte, dass sich jemand über unmoralische oder ungesetzliche Dinge äußert? Weil das mit Moral und Gesetz so eine Sache ist. Beispielsweise könnte ich in Syrien ziemlichen Ärger bekommen, wenn ich das Verhalten der Regierung kritisiere; oder wenn ich in Russland über Homosexualität schreiben möchte; oder wenn ich mich in Amerika mit Pornographie auseinandersetzen will. Dabei könnten gerade Diskussionen über solche Tabu-Themen die Gesellschaft ein gutes Stück weiterbringen.

Sich im Netz anonym äußern zu können, erleichtert es, bestehende Ungerechtigkeiten zu hinterfragen, ein Gespräch darüber in Gang zu setzen und vielleicht etwas zu verändern. Wer das möchte, muss auch Trolle in Kauf nehmen. Was letztlich zählt, ist nicht der Name einer Person, sondern ihre Argumente und Meinungen.

 

PS: Seit Mai 2014 kann man in meinem Blog auch direkt kommentieren. Vorher war diese Website sehr einfach gestrickt und eine Kommentarfunktion technisch nicht möglich. Trotzdem erhalte ich weiterhin sehr gerne Anmerkungen per Mail oder via Twitter.

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Rubrik(en):  #kritik 

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